Steve Reichs minimalistische Musik war nicht nur für die Zeit seiner Erfindung revolutionär und avantgardistisch – sie ist es auch heute noch. Und die Einflüsse, die sie hinterlassen hat, sind überall in der modernen Musik zu finden. Gut nachvollziehbar ist das vor allem in der modernen Popkultur, in der viele Einflüsse von Reich und den anderen Minimalisten wieder zu finden sind, da im Grunde genommen das Gros der populären Musik auf einer Reduziertheit beruht.
Hauptsächlich zu nennen sind hier die Richtungen House, Chill-Out, Ambiente, Techno und Hip-Hop, doch auch die normale Pop und Rock Musik nutzt stark reduzierte Mittel, wobei gerade bei letzteren die Minimalisierung eher Mittel als Zweck ist. Im Ambiente und in der Chill-Out Musik hingegen ist die Minimalisierung des Tonmaterials ein wichtiger Aspekt und so manche Stücke von Steve Reich (z.B. „Electric Counterpoint“ für 11 elektrische Gitarren, zu finden unter stevereich.com) greifen schon so sehr auf diese Musikrichtung vor, dass gewisse Ähnlichkeiten unverkennbar sind. In der DJ Szene spielt Reich tatsächlich eine wichtige Rolle, in den USA ist sein Name vielen Jugendlichen geläufig, weil die DJs elektronischer Musik häufig Reichs Musik aufgreifen (tatsächlich existiert eine CD namens „Reich Remixed“, auf dem populäre DJs Reichs Werke neu interpretierten). Die in manchen Quellen hervorgehobene Vorbildfunktion für Werbejingles empfinde ich als eher zufällig, da die für Werbung komponierte Musik die Reduziertheit einfach aus Kostengründen nutzt und nicht im Geringsten einen ähnlichen Zweck verursachen will.
Viel wichtiger aber noch ist der Einfluss auf andere Komponisten, die sich teilweise selbst als Minimalisten bezeichnen, oft aber nur am Rande erwähnt werden. Sie gelten oft als Minimalisten zweiter Generation, obwohl viele nicht sonderlich jünger sind als die vier Hauptprotagonisten. Der Unterschied zu den Minimalisten „erster Generation“ besteht wohl wenn überhaupt dann im zeitlichen Beginn sowie darin, dass die „jüngeren“ Minimalisten teilweise auch heute noch recht streng minimalistisch komponieren, während die vier Hauptprotagonisten der Minimalistischen Musik sich stark weiterentwickelt haben und sich so etwas von der eigentlichen Minimal Music entfernt haben. Zu den bekanntesten Minimalisten zweiter Generation zählt John Coolidge Adams, der allerdings weniger stark an einer strengen Minimalisierung festhielt. Adams ließ sich stark von den Stücken Reichs und Rileys inspirieren, komponierte jedoch lediglich Stücke für akustische Instrumente – darunter viel Klaviermusik und einige Opern. Auch Komponisten in Europa wurden von der Minimal Music beeinflusst, darunter der Holländer Louis Andriessen.