Die Geschichte der Karikatur ist alt, denn es scheint zum Wesen des Menschen zu gehören, durch bildliche Übertreibungen zu kritisieren. Zu den Ahnherren der modernen künstlerischen Karikatur zählen Meister wie William Hogarth (1697 – 1764), der im England des 18. Jahrhunderts mit seinen Stichen beißende Kritik an Politik und Gesellschaft übte. Seine erfolgreichen grafischen Serien beschäftigten sich auch mit sozialen Missständen wie der weit verbreiteten Alkoholsucht.
Der Schweizer Rodolphe Töpffer (1799 – 1846) ist ein Pionier der Cartoons, der in seinen fantasievollen Epen verschiedene Vertreter der Gesellschaft in absurde Handlungen verstrickte. Glänzende Zeichner waren die Franzosen Grandeville (1803 – 1847) und Honoré de Daumier (1808 – 1879), welche zusammen in den bedeutenden satirischen Zeitschriften “La Caricature” (caricaturejournal.com) und “Le Charivari” (charivari.uni-hd.de) arbeiteten und das Spießbürgertum verspotteten. Daumier wurde für seine spitze Darstellung des französischen Königs Louis Philippe als Gargantua, jener unerlässlich fressenden und saufenden Romanfigur von Rabelais 1832 zu sechs Monaten Haft verurteilt. In Deutschland war es vor allem der “Münchener Bilderbogen”, der Karikaturen und Cartoons ausstellte. Berühmtester Mitarbeiter war Wilhelm Busch (1832 – 1907).
Buschs Bedeutung als Karikaturist ist kaum zu überschätzen, Bildergeschichten wie “Max und Moritz”, “Die fromme Helene” oder “Balduin Bählamm” sind pessimistische Demaskierungen der menschlichen Natur, die nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Darüber hinaus ist Wilhelm Busch auch ein genialer Zeichner gewesen, dessen stilprägenden Werke Pioniercharakter für die Entwicklung des modernen Comics hatten. Zu den bekanntesten Karikaturisten der Gegenwart gehört Tomi Ungerer oder der österreicher Gerhard Haderer, dessen Karikaturen im “Stern” meist den tumben Deutschen, der allen Vorurteilen gerecht wird, aufs Korn nehmen. Wegen der Witze in seinem Buch “Das Leben des Jesus” wurde er 2005 in Griechenland wegen Gotteslästerung zu sechs Monaten Haft verurteilt, später jedoch frei gesprochen. Die Karikatur ist noch immer ein heißes Geschäft, was man auch an der Aufregung über die Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung “Jyllandsposte” im Jahr 2005 sehen konnte.